Mädchenraub, als Pilger verkleidete Ritter, Mordversuch, Zaubereien, und schließlich das Aufeinanderfinden der Liebenden – Rameaus Oper, Les Paladins, ist eine eigenartige Verschmelzung von Drama, Slapstick, Lied, Tanz und Parodie. Das Stück wurde 1760 von der Königlichen Musikakademie Paris erstmals aufgeführt. Rameau setzt mit diesem Werk jenen Weg fort, den er mit seinen früheren Werken betreten hatte: die Schranken zwischen traditionellen Gattungen wie Oper-Tragödie, Ballett-Komödie, Hirtenspiel und Farce zu durchbrechen. Die musikalischen Höhepunkte sind nicht die Arien, sondern die Rezitative, deren Orchesterbegleitung dramatische Spannung schafft.

Die aufregende Geschichte singt und spielt auf zeittypischen Instrumenten eines der bedeutendsten Ensembles der alten Musik, Les Arts Florissants. Ihren Namen „florierende Kunst“ borgten sie sich von einer kurzen Charpentier-Oper und weisen damit auch auf ihren Tätigkeitskreis hin: sie führen vor allem Werke von französischen Opernkomponisten des 17.–18. Jahrhunderts und ihrer Zeitgenossen anderer Länder vor. Außer der musikalischen Verwirklichung wenden sie der Bühnendarstellung und dem Tanz große Aufmerksamkeit zu.

Der Cembalist, Dirigent, Musikwissenschaftler und Lehrer William Christie, der in Amerika geboren wurde und seit 1971 in Frankreich lebt, spielte in der Renaissance und Popularisierung der französischen Musik des 17. – 18. Jahrhunderts eine wegweisende Rolle. Er gründete 1979 das Ensemble Les Arts Florissants. Christie zeichnete mehr als siebzig Platten auf und schuf in Caen eine Akademie für junge Sänger. Das rege internationale Interesse an der Gattung wird auch durch die Rollenbesetzung der heutigen Aufführung bewiesen: die sechs jungen Sänger trafen aus sechs verschiedenen Ländern ein: ein in Afrika geborener Portugiese, ein Chilene, ein Schwede, ein Franzose, ein Schweizer und ein Amerikaner.