Ort und Zeit: Auf einem russischen Landgut und in St. Petersburg im zweiten Jahrzent des 19. Jahrhunderts.
Erster Akt
Die Gutsbesitzerin Larina hört einem Zwiegesang ihrer Töchter Tatjana und Olga zu (Slikhali l vi za roschei glas nochnoi ), die sie an ihre eigene Jugend erinnern. Unterdessen kehren die Landleute fröhlich singend von der Arbeit auf den Feldern heim (Nicht streift mehr mein Fuss). Der Dichter Lenski kommt mit seinem Freund und Gutsnachbarn Onegin, der für kurze Zeit aufs Land gefahren ist. Lenski gesteht Olga, dass er sie liebt (Ya lyublyu vas). Tatjana fühlt sich zu dem weltgewandten Onegin, den sie für das Idealbild ihrer Träume hält, stark hingezogen. Sie schreibt ihm in einem überschwenglichen Brief ihre Gefühle (Puskai pogibnu ya, no pryezhde). Tatjana ist tief gekränkt und enttäuscht, als ihr Onegin am nächsten Morgen erklärt, dass er ihre Liebe nicht erwidern könne (Vi mnye pisali ). Er glaubt sich nicht zum Gatten einer liebenden Frau, höchstens zum brüderlichen Freund geschaffen. »Liebe ist nur Spiel und Täuschung der Phantasie« .
Zweiter Akt
An Tatjanas Namenstag findet bei Larina ein Ball statt, auf dem auch Lenski und Onegin sind. Erbost über die klatschsüchtige Gesellschaft tanzt Onegin nur mit Olga, um sich an Lenski, der ihn zu diesem Ball überredet hat, zu rächen. In der Tanzpause bittet ein alter Nachbar, der Franzose Triquet, um Aufmerksamkeit und gibt ein galantes Couplet zum besten (A cette fète convies). Der Ball geht weiter, Lenskis Eifersucht ist nicht mehr zu unterdrücken. Es kommt zu einem heftigen Streit zwischen den beiden Freunden: der gekränkte Lenski fordert Onegin zum Duell (Hier im Hause).
An dem Wintertag, an dem das Duell stattfindet, warten Lenski und sein Sekundant auf Onegin. Der Dichter, den Todesahnung erfasst, sieht noch einmal das Bild seines Lebens, seiner Liebe vorüberziehen (Kuda, kuda, kuda vi udalilis). Dann erscheint Onegin. Beide empfinden die Sinnlosigkeit der Situation, doch keiner von ihnen spricht ein versöhnliches Wort (Vragi! Davno li drug ot druga). Der Herausforderer wird von seinem ehemaligen Freund erschossen. Schmerzerfüllt kniet Onegin an der Leiche.
Dritter Akt
Jahre sind inzwischen vergangen. In St. Petersburg, im Palast des Fürsten Gremin, findet ein grosser Ball statt. Auch Onegin, der nach dem Duell ins Ausland gegangen ist, zählt zu den Gästen und trifft zu seiner Überraschung Tatjana als Gattin des reichen Fürsten wieder. Stolz berichtet Gremin von seinem Glück, das ihm, dem älteren Mann, eine jugendliche, schöne Gemahlin geschenkt hat. (Lyubvi vsye vozrasti pokorni ). Reumütig muss nun Onegin erkennen, wie schmählich er einst an Tatjana gehandelt hat (Uzhel ta samaya Tatyana). Er lässt sie um eine Unterredung bitten und wirft sich ihr reuevoll zu Füssen (Heiss mich nicht gehn, folg deinem Herzen). Tatjana gibt ihm, obwohl sie ihn noch immer liebt, zu verstehen, dass sie dem Fürsten die Treue halten werde. Verzweifelt stürzt Onegin davon.
Personen
- LARINA, Gutsbesitzerin (Mezzosopran)
- TATJANA, ihre ältere Tochter (Sopran)
- OLGA, ihre jüngere Tochter (Alt)
- FILIPJEWNA, Kinderfrau (Mezzosopran)
- EUGEN ONEGIN (Bariton)
- LENSKI, ein Dichter, sein Freund (Tenor)
- FÜRST GREMIN (Bass)
- EIN HAUPTMANN (Bass)
- SARETZKI, Sekundant (Bass)
- TRIQUET, ein Franzose (Tenor)
- GUILLOT, Onegins Kammerdiener (stumme Rolle)