Einführung
Unter dem Titel „Carmina Burana“ (Lieder aus Benediktbeuren) hat Johann Andreas Schmeller eine Sammlung weltlicher, lateinischer und mittelhochdeutscher Lieder herausgegeben, die um 1300 von unbekannter Hand aufgeschrieben worden waren und erst nach der Säkularisation aus dem Kloster in Benediktbeuern wieder an die Öffentlichkeit kamen. Die Originalhandschrift wird heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Orff hat daraus einen dreiteiligen Text zusammen gestellt, der durch die Anrufung der Fortuna am Anfang und Ende eingerahmt wird. Die Übertragung ins Deutsche besorgten Michael Hofmann und Wolfgang Schade- waldt.

Handlung
Erster Teil
Fortuna imperatrix mundi (Fortuna beherrscht die Welt): Der Chor ruft die Schicksalsgöttin Fortuna an, die das Glücksrad dreht. Unerbittlich und unberechen-bar entscheidet sie über jedes Leben.

Zweiter Teil
Primo vere (Frühling) – Uf dem Anger: Das Erwachen der Natur wird besungen, der Frühling, der nicht nur die Bäume und Blumen, sondern auch die Menschen neu belebt. Die Mädchen sehnen sich nach den Jünglingen und machen sich für sie schön, sie rufen:“ Komm, komm, mein Geliebter!“


Dritter Teil

In taberna (In der Schenke): Zecher haben sich in der Schenke zusammengefunden und frönen den leiblichen Genüssen, denn so bekennt ein Verbitterter:“ Meine Seele ist gestorben, so halte ich mich an den Körper“. Ein gebratener Schwan macht den Fressern Freude, er selbst aber hat für seinen nun schwarzen Körper keine schönen Empfindungen mehr. Einer fühlt sich als Abt eines weltlichen Klosters in Kuckucksmünster und schildert das fröhliche Treiben darin: Es wird gewürfelt und gesoffen. Alle Zecher trinken gutgelaunt und rücksichtslos, „auch wenn alle uns verachten und uns die Armut droht“.

Vierter Teil
Cour d`amour – Blanziflor et Helena (Amor flattert überall – Blanziflor und Helena): Das Verlangen der Jünglinge und Mädchen kann nur durch die Liebe gestillt werden, und „ist ein Junge erst bei seinem Mädchen in der kleinen Kammer, dann finden sie leicht zueinander“, dann sind sie wie Blanziflor und Helena, Kinder der Venus generosa, der edlen Göttin der Liebe.

Fünfter Teil
Fortuna imperatix mundi (Fortuna beherrscht die Welt): Die Wiederholung des Eingangschores erinnert daran, dass auch die Liebe nicht ewig dauert, dann:
„ Das Glücksrad dreht sich“.